Im Jahr 1358 stand Creußen unter der Herrschaft der Burggrafen von Nürnberg aus dem Haus Hohenzollern. Auf dem höchsten Punkt des Hügels stand ihre Amtsburg, zu ihren Füßen hatte sich im Lauf der Jahrhunderte ein Dorf entwickelt. Auf Bitten des Burggrafen Friedrich V. erlaubte ihm Kaiser Karl IV. aus diesem Dorf eine Stadt zu machen. In der Urkunde vom 4. Januar 1358 heißt es: „Wir Karl von Gottes Gnaden römischer Kaiser tun kund, dass wir gesehen haben die steten getreuen Dienste, die der edle Friedrich Burggraf von Nürnberg … getan hat … und erlauben ihm und seinen Erben … dass sie aus ihrem Dorf zu Creußen einen Markt und eine Stadt machen und aufrichten mögen und sollen und sie befestigen und bewahren mit Mauern, Graben, Türmen und Brücken und allen anderen Sachen so sie … mögen …“.
In den folgenden Jahren wurde also diese Stadtbefestigung errichtet. Sie nutzt das Gelände optimal aus und umschließt das Plateau des Hügels vollständig. Ein Graben war nicht nötig, da der Hügel nach allen Seiten steil abfällt. Im Südwesten und im Süden sitzt sie auf einer Felsenrippe auf. Von drei Seiten – Süden, Westen, Norden – war der Hügel durch Gewässer und ihre sumpfigen Ufer geschützt.
Der Bau einer Stadtmauer erforderte hohe Eigenleistungen der Bürger in finanzieller und manueller Hinsicht sowie eine gut geplante Baulogistik. Daher ist mit der Fertigstellung der Stadtmauer wohl erst in den folgenden Jahren zu rechnen. Von dieser ersten Mauer stehen noch ansehnliche Reste, z.B. an der nördlichen Hälfte der Ostseite sowie an der Südseite. Das Mauerwerk besteht aus ocker-beige-farbenen, grob behauenen und grob geschichteten Sandsteinen mit Zangenlöchern, die aufgrund ihrer rauen Bearbeitung breite Fugen aufweisen. Nach Aussage des Burgenforschers Dr. Joachim Zeune, der im Jahr 2007 ein Gutachten über die Creußener Stadtbefestigung anfertigte, besaß sie einen überdachten Wehrgang mit Schießscharten für die Armbrustschützen und Bogenschützen in der mannshohen Brustwehr. Die Verteidigung konzentrierte sich hauptsächlich auf den Wehrgang. Einen zusätzlichen Schutz boten die Türme, die aus dem Verlauf der Mauer vorspringen. Von den vier Ecktürmen sind drei erhalten: Hungerturm, Markusturm und Südwestturm. Zusätzlich standen in der Mitte jeder Längsseite ein Halbrundturm, von ihnen sind ebenfalls drei erhalten: vor der Kirche an der alten Apotheke, an der Südseite und an der Nordseite.
Die Kirche steht außerhalb der eigentlichen Stadtmauer. Der Kirchhof (=Friedhof) vor und hinter der Kirche war sicherlich schon immer von einer Friedhofsmauer umgeben. In den Jahren um 1500 wurde sie verstärkt, mit Schießscharten bewehrt und zusätzlich mit zwei Ecktürmen versehen. Die Fundamente des nördlichen Turmes sind noch am Spielberg erkennbar. Der südliche Turm steckt in dem nach Südosten vorspringenden Gebäude der ehemaligen Lateinschule. So entstand ein Zwinger. Auf dem Stich von Speckner aus dem Jahr 1691 ist auch das Brauttor gut zu erkennen, das den eigentlichen Zugang zum Friedhof und zur Kirche bildete.
Christoph Abel, Creußen
